Die Werra-Weser-Tour: 5 Tage mit den ADFC unterwegs
Der September 2022 zeigte sich von seiner besten Sommerseite. Ideale Voraussetzungen für die Mehrtagestour des ADFC zwischen Werra und Weser. Mit zertifizierten Tourguides wurde es eine traumhafte Radreise über 5 Tage durch das schöne Weserbergland.
L a a a u u f e n lassen ! ! !
Bericht über eine vergnügliche Rad-(Kul)tour an Werra und Weser
La a a u u fen lassen - das war für uns nicht etwa der anfeuernde Ruf beim Boßeln. Nein, auch nicht der wohlmeinende Rat eines Urologen... So erscholl das geflügelte Wort aus der Radlergruppe, wenn wir langgezogene, sanfte Gefällestrecken genießen durften.
Doch, von Anfang an:
Von Papenburg machte sich Anfang September 2022 eine fröhliche Gruppe (8 Fahrradfahrer / 2 Pedelecs) in einem Kleinbus mit Anhänger auf zum Unterlauf der Werra.
Wanfried hieß unser Nachmittagsziel. Ein kurzes Probefahren, dann galt es nach der Anfahrt die historische Gaststätte „Zur Schlagd“, dem ehemaligen Hafen, zu genießen. Bis hierhin wurden im 17./18. Jh. in flachen Lastkähnen Güter aus Bremen und Weser-Anrainern weser-/werraaufwärts gebracht.
Das Tagesziel am späten Nachmittag war das nicht minder geschichtsträchtige Eschwege. Dort lernten wir im Zinnfigurenkabinett bei einer kundigen Führung nicht weniger als die Weltgeschichte im Kleinstformat kennen. Dioramen in feinster Modellbautechnik illustrieren hier den Weg der Menschheit von der Steinzeit bis in unser Zeitalter.
Tag 2
Am nächsten Tag konnten wir uns himmlischen Beistand in der Radfahrerkirche ESW-Albungen holen. Das Gradierwerk Bad Sooden-Allendorf verhieß dann Wohltat für die Bronchien. Auf dem historischen Marktplatz bot ein freundliches Backcafé Radler-Riegel an. Stärkung anderer Art hatte weiter flussabwärts hinter Witzenhausen „Ankes Kaffeegarten“ für uns.
Von Frontseite schnell zu übersehen, war es wahrhaftig eine Wellness-Oase! Liegestühle auf einer Streuobstwiese am Werra-Ufer, göttliche Kuchenauswahl, Schattenplätze... Da kam uns der Weg zur Wirkungsstätte des Doktor Eisenbarth in Hann.Münden wie ein Katzensprung vor.
Abends begaben wir uns mit einer Nachtwächterin (!) auf Spurensuche ins Barockzeitalter; sie führte uns u.a. zum Grab des geschäftstüchtigen fahrenden Wundarztes und Starstechers, der trotz falschem Doktortitel Maßstäbe in der Augenchirurgie gesetzt haben soll.
Tag 3
Am dritten Tag nahmen wir Abschied von der 3-Flüsse-Stadt, nicht ohne zuvor die Geburtsstätte der Weser („wo Fulda sich und Werra küssen...“) zu würdigen. Vorbei ging es an der „Landespolizeischule“ (heute Polizeiakademie genannt), wo die Autorin ab 1978 ihren Berufsweg begann...
Nach knapp 15 km folgte die Gruppe dem Insidertipp ins Gasthaus Zur Fähre in Hemeln. Der Biergarten mit Weserblick war wie geschaffen für ein Konzert mit Mundharmonika und Gesang. Die sonst gemächlich wechselnde Hochseilfähre lag vertäut am Ufer, konnte man die Weser wegen Niedrigwassers doch fast zu Fuß durchqueren! Nirgends war eine Weserfährfahrt möglich!
Die nächste Attraktion war das fast tausendjährige Kloster Bursfelde, das der ev. Klosterkammer Hannover untersteht – heute eine Seminarstätte und eine der besten Pilgerherbergen am Pilgerweg Loccum – Volkenroda.
Tag 4
In Bad Karlshafen, unserem dritten Etappenort, hatten wir die Qual der Wahl: Thermalbad oder Hugenottenmuseum? Doch schon ein Stadtrundgang durch die kürzlich restaurierte Stadt, Baujahr 1699, versprach schöne Bilder, z.B. im Rosengarten hinter dem Rathaus...
Landgraf Carl zu Hessen hatte mit seiner planmäßig angelegten Stadt Ehrgeiziges vor. Er siedelte hier protestantische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) an, die vor blutiger Verfolgung in Frankreich flohen, und verhalf der Stadt mit außergewöhnlichen Manufakturen (Strumpfwirker, Handschuhmacher, Hutmacher) zu Wohlstand. Dieser sollte im 19.Jh. verblassen.
Herrlich und hoch oberhalb der Weser gelegen, wanderten (!) wir am vierten Tag zur Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Das Museum bot Einblicke in edle Tischkultur, die augenscheinlich doch noch nicht ganz verloren scheint. Ein engagierter Mitarbeiter erklärte uns geduldig die für die anspruchsvolle Fertigung nötigen Grundlagen.
Quasi um die Ecke wartete mit dem Weltkulturerbe Kloster Corvey die nächste Pretiose auf uns. Wir genossen eine in mehrfacher Hinsicht unterhaltsame Führung durch das karolingische Westwerk aus dem Jahr 875 und die 15 Büchersäle umfassende Bibliothek.
Übrigens war hier bis zu seinem Tod 1874 Heinrich Hoffmann von Fallersleben als Bibliothekar Herr über 74000 Bände von teils überragendem Inhalt und Wert.
Tag 5
Zu unserem nächsten Etappenort Holzminden fällt mir zuallererst unsere Abendeinkehr im „Felsenkeller“ ein. Der Name war irreführend! Denn der nach einer Bergetappe zugängliche Biergarten bot exzellente Fernsicht! Dennoch hatten wir nach leckerem Abendessen ausreichend Puste für Mundharmonika und Gesang.
Die gemächlich fließende Weser geleitete uns am nächsten Tag durch die Münchhausen-Stadt Bodenwerder weiter nach Hameln. Wir begaben uns unter kundiger Führung durch die Rattenfänger-Stadt und bestaunten die Fachwerkschätze sowie die prächtigen Bauten der Weserrenaissance. Unser komfortabel-modernes Hotel im Fachwerk-Kleid lieferte uns zusammen mit dem benachbart liegenden Restaurant – um genau zu sein: 48 Meter - „La Fontana“ den würdigen Rahmen für eine Art Abschiedsgala. Dazu die Abschiedshymne:
Danke für diese Weser-Radtour
Danke für diese schöne Zeit
Danke an uns're Tourenleiter
für die tolle Fahrt!!
Danke, die Sonne schien so herrlich,
Berge, wir hab'n sie auch geseh'n
Radeln in dieser Hügellandschaft war so wunderschön.
Dem ist rein gar nichts hinzuzufügen!!!!