Geschützte Radfahrstreifen - Gefühlte Sicherheit, oder Gefährdung?
Geschützte Radfahrstreifen trennen Radfahrende durch physische Barrieren vom Autoverkehr und sorgen damit für objektive und subjektive Sicherheit. Sie sind eine schnelle und günstige Möglichkeit der Radverkehrsförderung.
Die Verkehrsplanung ging lange vom Fahrrad als Fahrzeug aus, das auf die Fahrbahn gehört. Auch der ADFC setzte sich viele Jahre dafür ein, dass Radfahrende mehr Platz auf der Fahrbahn bekommen. Denn auf der Fahrbahn werden sie von Autofahrenden gesehen und galten dort deshalb als besonders sicher, auch weil separate Radwege – wenn es sie denn gibt – oft viel zu schmal und nur in schlechter Qualität vorhanden sind.
Mensch im Mittelpunkt
Ausgeklammert wurde dabei aber, dass sich die meisten Menschen auf dem Rad, eingekesselt zwischen parkenden Autos auf der einen und dem fließenden Autoverkehr auf der anderen Seite, nicht wohl und sicher fühlen. Die Konsequenz: Entweder sie steigen erst gar nicht aufs Rad oder weichen auf den Bürgersteig aus.
Auf der Suche nach einer Infrastruktur, die mehr Menschen aufs Rad bringt, hat der ADFC seinen Fokus verändert und stellt nicht mehr das Fahrrad, sondern den Rad fahrenden Menschen in den Mittelpunkt.
Gefühlte Unsicherheit
Befragungen wie der Fahrradmonitor und der ADFC-Fahrradklima-Test haben immer wieder gezeigt, dass sich viele Menschen als Radfahrende im Straßenverkehr nicht sicher fühlen. Sie wünschen sich separate Radwege, die sie vor starkem Verkehr und hohen Geschwindigkeiten durch physische Barrieren schützen.
Moderne Bordsteinradwege erfüllen diese Anforderungen, sind aber teuer und machen langwierige sowie aufwendige Umbauten nötig. Der ADFC schlägt deshalb Geschützte Radfahrstreifen als eine mögliche Infrastrukturlösung vor, die Radfahrende durch physische Barrieren vom Autoverkehr trennt und dadurch objektiv und subjektiv sicher ist.
Geschützte Radfahrstreifen lassen sich relativ schnell und günstig realisieren und außerdem man kann sie an den gewachsenen Radverkehr anpassen.
Schutz durch Poller und Blumenkübel
Geschützte Radfahrstreifen sind idealerweise so breit wie eine Fahrspur für den Kfz-Verkehr und durch Trennelemente sowie eine markierte Schutzzone von den Fahr- und Parkspuren des Autoverkehrs getrennt. Rad- und Fußverkehr trennt eine Bordsteinkante. Damit wird Konflikten und Unfällen zwischen den Verkehrsteilnehmenden vorgebeugt, da verhindert wird, dass Autos auf dem Radfahrstreifen fahren, halten oder parken und Fußgänger Radwege mitbenutzen.
Geschützte Radfahrstreifen sind vor allem an vielbefahrenen Hauptverkehrsstraßen mit hohen Geschwindigkeiten und signalisierten Kreuzungen sinnvoll. Aber auch dort, wo beispielsweise viele Lkws oder Busse unterwegs sind oder die Situation für Radfahrende durch viele Kfz-Fahrspuren unübersichtlich und stressig ist. Je nach örtlicher Situation und finanziellen Möglichkeiten können Geschützte Radfahrstreifen durch Poller, Flexposts oder Blumenkübel vom Autoverkehr getrennt werden.
Varianten weltweit
Vorbild für die Geschützten Radfahrstreifen sind die USA. Dort ist es in vielen Städten mit den sogenannten „Protected Bike Lanes“ gelungen, in relativ kurzer Zeit und mit begrenztem Aufwand nachweislich viele Menschen aus allen Alters- und Bevölkerungsschichten aufs Rad zu bringen. Mittlerweile gibt es Varianten der Geschützten Radfahrstreifen in vielen Städten weltweit.
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